Wie entsteht eine Lawine in der Natur?
In den Bergen gibt es praktisch kaum eine größere Gefahr als der Abgang einer Lawine. Die Wucht einer Lawine ist gewaltig! Weil jedoch der bei Schifahrern und Wanderern beliebte Tiefschnee vor allem abseits gesicherter Pisten vorkommt, zieht es Wintersportler immer wieder in lawinengefährdete Gebiete. Dabei gibt es sowohl künstlich erzeugte Lawinen, als auch natürliche Lawinen. Letztere sind dabei die deutlich größere Gefahr!
Wenn akute Lawinengefahr besteht, kommt es manchmal vor, dass künstliche Lawinen über eine Sprengung zum Abgang gebracht werden. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich die Schneemassen weiter aufbauen und zusätzliche Lawinengefahren entstehen. Die deutlich größere Gefahr ist jedoch der Abgang einer natürlichen Lawine. Dieses Phänomen fordert jedes Jahr alleine in Zentraleuropa eine mittlere zweistellige Zahl an Todesopfern.
Aber wie entsteht eine Lawine eigentlich und wie setzen sich die Schneemassen in dieser Erscheinung zusammen? Unsere Redaktion zeigt in diesem Beitrag, wie eine natürliche Lawine entsteht, warum diese irgendwann abgeht und wie moderne Technik zur Bekämpfung der Lawinengefahr eingesetzt wird.
Diese Arten von Lawinen gibt es
Man unterscheidet vor allem zwischen fünf Arten von Lawinen. Die häufigsten Art ist die Staublawine. Diese kommen vor allem bei viel Neuschnee vor und entstehen durch den Abgang der obersten Schneeschicht. Dabei können diese Lawinen sehr viel Druck aufbauen und sind ausgesprochen gefährlich. Eine Schneebrettlawine hingegen ist die “klassische” Lawinenart, bei der viel fester Schnee durch externe Belastungen (etwa durch Tiere oder Menschen) in Bewegung versetzt wird.
Eine sogenannte Lockerschneelawine entsteht zunächst punktuell und nimmt dann immer mehr an Fahrt und Masse zu. Diese Lawinenart ist meist bei Hängen mit einer Steigung von mehr als 40 Grad zu finden. Rund 10 % aller Lawinenopfer sind auf diese Lawinenart zurückzuführen. Eine Gleitschneelawine hingegen ist deutlich gefährlicher, denn hierbei rutschen nicht einzelne Schneeschichten, sondern der ganze Schnee eines Hangs ab. Hier gibt es praktisch kaum Chancen, sich der Lawine zu entziehen.
Die Nassschneelawine entsteht meist bei Plusgraden. Durch das Schmelzen der obersten Schneeschicht entsteht hier eine veränderte Zusammensetzung des Schnees. Weil die Reibung und Dichte der Schneeschichten sehr weit auseinander fällt, sind diese Lawinen unberechenbar und können verschiedene Ausmaße annehmen. Sehr große und lange, aber auch schnelle Lawinen sind in der Regel sogenannte Nassschneelawinen.
So entsteht eine Lawine im Detail
Die Entstehung einer Lawine hängt, wie eben beschrieben, maßgeblich von der Art der Lawine ab. Die Auslösung und das Volumen, sowie die Geschwindigkeit der Lawine werden von der Zusammensetzung des Schnees und den äußeren Einwirkungen bestimmt. Weil sich viele Schifahrer selbst überschätzen, können diese nicht wirklich verstehen, dass sie gerade dabei sind, eine Lawine auszulösen. Wichtig ist es daher, die Gefahrenstufen für Lawinen immer im Auge zu behalten.
Die meisten Lawinen beginnen dabei zunächst klein mit einer geringen mengen an Schnee. Durch die Erosion darunter liegender Schneemassen nimmt die Lawine immer mehr an Masse zu. Einzelne Lawinen können dabei hundertausende oder sogar Millionen an Kubikmetern Schnee mit sich führen. Eine Staublawine etwa kann dazu noch Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreichen. Ein Entkommen ist in diesem Falle sehr unwahrscheinlich bis unmöglich.
Bäume oder Lawinenstopper sind bei großen Lawinen praktisch nutzlos. Diese knicken einfach um oder werden von den Schneemassen mitgerissen. Weil künstliche Schutzvorrichtungen dann nicht helfen, werden Hänge mit großen Schneemassen oftmals von der Bergwacht gesprengt. In diesem Falle handelt es sich um künstliche Lawinen, die kontrolliert abgesprengt werden und somit den Lawinendruck deutlich absenken.
So werden Lawinen in den Bergen gesprengt
Eine kontrollierte Sprengung einer Lawine wird per Fernzünder eingeleitet. Mit Hilfe eines Hubschraubers werden kleine Mengen an Sprengstoff am oberen Ende der späteren Lawine platziert. Ist in der Tallage alles gesichert, kann die Lawine per Fernzünder zum Abgang gebracht werden. Je nachdem, wie viel Sprengstoff und in welchem Radius dieser verteilt wird, können bestimmte Lawinenarten und bestimmte Schneemassen in Bewegung versetzt werden.
Wann und wo eine Lawine gesprengt wird, wird mit Hilfe von Messdaten und Simulationen am Computer bestimmt. Neue Hightech-Sprengmethoden, wie etwa das sogenannte Daisy Bell System, sorgen für zusätzliche Sicherheit vor unkontrollierten, natürlichen Lawinen. Dieses System besteht aus einem Trichter mit Wasserstoff und Sauerstoff. Sobald das System mit einem Hubschrauber fünf Meter über der Schneedecke liegt, wird durch das Gemisch eine Druckwelle erzeugt, die ohne Sprengung die Lawine zum Abgang bringt.